03.04.02 Lobuche (5050m), Gorak Shep (5200m) -> Periche (4270m)
5:30 hat der Wecker geklingelt, eigentlich hätten wir ihn gar nicht gebraucht, die Nacht
war ziemlich schlaflos. Aber Burkhard ging es nicht gut. Er überraschte mich mit der Mitteilung,
daß er absteigen wird. Das hat mich anfangs etwas geschockt aber mir war gleich klar, ich komme mit
zurück nach Periche. Allerdings wollte ich so gerne mit den Kindern auf den Kala Patthar und ich
hatte mir noch eine Chance ausgerechnet, von Lobuche über Gorak Shep zum Kala Patthar
und wieder zurück bis Periche zu schaffen. Aber es war schon relativ spät für
dieses Vorhaben. Burkhard hat sich mit einem Träger und Amrit auf den Weg nach Periche gemacht
und ich bin mit Stefan, Christof und Trishan nach Gorak Shep aufgebrochen. Der Weg ist erst gar
nicht anstrengend, quert dann aber einige Moränen und das ständige auf und ab spürt man bei
dieser Höhe dann doch ziemlich in Lunge und Beinen. In Gorak Shep hatte ich mir die Zeiten noch
mal durchgerechnet, es war eigentlich für das Unternehmen zu spät und auch wegen meiner starken
Kopfschmerzen habe ich beschlossen abzubrechen und zurückzukehren. Es ist mir ungeheuer
schwer gefallen, die Kinder alleine mit Trishan weitergehen zu lassen. Sie wollten heute doch
erst ins Everest Basislager und dann nach einer Übernachtung in Gorak Shep am nächsten früh
auf den Kala Patthar.
So habe ich sie noch ca. 20 min. auf den Weg zum Basislager begleitet, Christof den Fotoapparat
gegeben, noch ein par Fotos vor dem Everest gemacht, mich mit unterdrückten Tränen verabschiedet
und habe dann doch noch alleine ein Stück den Kala Patthar bestiegen.
Der Weg zurück nach Toughla und dann nach Periche fiel mir ungeheuer schwer.
Ich hatte den ganzen Tag fast nichts gegessen, hatte mittlerweile enorme Kopfschmerzen und bin nur stur
in Richtung Talabwärts gelaufen. Kurz vor Periche habe ich dann Amrit getroffen, der mir
entgegen gekommen war.
04.04.02 Periche, Ausflug zum Chola Tsho - Gletschersee
Um Stefan und Christof am nächsten Tag wiederzutreffen, hatten wir uns entschlossen, in Periche einen
Tag zu bleiben und einen Ausflug in ein weiteres Seitental zum Chola Tsho Gletschersee(4590m) zu unternehmen.
In Periche sind wir gleich auf die Hochebene aufgestiegen, da dieser Weg schöner ist und eine bessere Aussicht
hat.
Bis kurz vor Toughla war es annähernd der selbe Weg, den wir vor 2 Tagen nach Lobuche
gegangen waren. Kurz vor Toughla ging es etwas bergauf in das Seitental und der See lag uns zu
Füßen. Er war zum größten Teil zugefroren. Besonders eindrucksvoll sind auch die
gewaltigen Wände des Taboche und Arakam Tse, die vom See aus fast senkrecht aufraken.
Amrit war wohl erstmalig mit einer Karte konfrontiert worden, wir hatten gemerkt, daß
er Schwierigkeiten hatte, sich in diesem für ihn unbekannten Gebiet zurechtzufinden.
Auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Lunch sind wir das Tal immer weiter aufgestiegen.
Es eröffnete sich ein wunderschöner Blick in Richtung Cho La Pass, der in das Gokyo Tal führt.
Aus dem Lunch wurde nichts und so mussten die Reserven an Traubenzucker und Müsliriegeln den Hunger
stillen und die Anstrengungen der langen Tour ausgleichen.
Wie durch ein Wunder haben wir in Toughla dann am späten Nachmittag Stefan, Christof und Trishan
von Ihrer Tour wieder getroffen. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte wohl eher die Anstrengung als die
Freude über das erreichte und gesehene wider.
Abends gab es noch eine Diskussion über das Programm für die nächsten Tage. Die Diskussion war auch etwas
von der Anspannung der letzten Tage gezeichnet. Die Entscheidung fiel für den Höhenweg nach Phortse.
05.04.02 Periche -> Phortse(3840m)
Um es vorwegzunehmen, dieser Weg gehört auch zu den Highlights dieser Tour, was die Aussicht und
die Abwechslung des Gebotenen betrifft.
Bei herrlichem Wetter ging es anfangs z.T. den gleichen Weg zurück, über den wir aus Tengboche nach Dingboche
gelangten. Aber der Blickwinkel war natürlich ein anderer und so machte es mir überhaupt nichts aus,
auf diesem Weg zurückzugehen. Dabei gab es immer eine herrliche Sicht sowohl auf den Ama Dablam als auch
auf den Kantega und den Thamserku.
In Pangboche, das wie eine kleine Oase, bunt mit Gebetsfahnen geschmückt, direkt am Hang liegt,
zweigt der Höhenweg ab und verläuft bis Phortse in ungefähr 4000m Höhe. Sowohl der Blick hinunter
in das Tal des Imja Khola, als auch auf die Galerie der Berge hat uns sehr beeindruckt. Beim Blick zurück
tauchten dann auch der Mt. Everest hinter dem Nuptse auf und natürlich war der Lhotse nicht zu übersehen.
Es gab aber auch Abschnitte auf dem Weg, die neben atemberaubenden Aussichten auch etwas Schwindelfreiheit
erforderten.
Ca. 1 Stunde vor Phortse zogen die Wolken zu und wir mußten mit eingeschränkter Sicht den
restlichen Weg zurücklegen. Wegen der Länge der Strecke waren wir dann doch in Phortse froh, unsere
Beine unter den Tisch einer etwas einfacheren Lodge zu strecken. Zum Abendbrot gab's für alle Yaksteak,
das aber wohl von einem älteren Exemplar dieser Gattung stammen mußte.